Integrativmedizin bedeutet eine sinnvolle Kombination aus konventioneller und naturheilkundlich orientierter Medizin. In unserer dogmatisch orientierten Umwelt scheint es oft so zu sein, als müsse man sich für einen Weg entscheiden. Die Reaktion auf die Information des Patienten, er begebe sich zusätzlich in z. B. heilpraktische oder osteopathische Behandlung stößt im besten Falle auf Unverständnis, oft aber auch auf schlichte Ablehnung. Ist das sinnvoll?
Ich habe mich fast zwanzig Jahre als Chirurg, Gefäßchirurg und im Rahmen der Ausbildung zum Allgemeinarzt mit der konventionellen Medizin befasst, ihr großes Potential bei der Diagnose und Behandlung vor allem akuter Krankheitsprozesse kennen und schätzen gelernt. Ich halte mich für gut ausgebildet in den diagnostischen und therapeutischen Verfahren, die ich anwende.
Dennoch wurden und werden mir immer häufiger die Grenzen der konventionellen Medizin bewusst: wie oft kann ich denn wirklich eine Diagnose stellen, die der Bezeichnung wirklich entspricht? Wie oft durchschaue ich das Krankheitsgeschehen wirklich bis auf den Grund? Und wie oft kann ich denn wirklich auf dem Boden der Diagnose eine Therapie vorschlagen oder durchführen, die die Ursache der Erkrankung wirklich beseitigt?
Im Gegensatz zur technischen Welt, bei der ein in der Funktion gestörtes Bauteil in der Regel aufgespürt und ersetzt werden kann, womit das System repariert ist, ist dies beim hochkomplexen System „Mensch“ nicht so ohne weiteres möglich. Der Grund liegt darin, dass ein Faktor hinzutritt, den kein technisches Gerät bieten kann: die Regulation, das Zusammenspiel unserer hochkomplexen, niemals komplett verständlichen Körperfunktionen zusammen mit dem Geist, dessen Ausdruck die Empfindungen sind und der weniger materiell zu fassen ist als der Körper.
In den letzten Jahren befasse ich mich zunehmend mit diesen Regulationsmechanismen, deren Beeinflussung letztlich der Gegenstand der Naturheilverfahren ist. Ich habe mit den Verfahren der Mind-Body-Medizin begonnen, die mit Meditations-, Entspannungs- und Verhaltensbeeinflussenden Verfahren Einfluss auf den Gesundheitszustand nehmen und habe die Ausbildung in den Naturheilverfahren sowie in der Hypnose abgeschlossen. Außerdem bilde ich mich in der Neuraltherapie weiter. Ziel aller dieser Verfahren ist, die gestörte Regulation des Körpers durch geeignete Verfahren zu beeinflussen, das in seiner Funktion – dem Zusammenspiel – gestörte System wieder in Ausgleich zu bringen.
Dazu ist es erforderlich, Reize angepasster Stärke zu setzen, um den Körper zu einer Reaktion zu veranlassen. Reize können dabei in vielfältiger Art gegeben werden: durch Sinnesreize wie frische Luft, Güsse oder Auflagen, durch Maßnahmen zur Verhaltensänderung – wie Bewegung und Ernährung – und durch Bewusstmachung von Möglichkeiten zur Selbstregulation, wie es in der Ordnungstherapie oder Mind-Body-Medizin geschieht. Auch die Neuraltherapie, die Injektion geringer Mengen eines örtlich betäubend wirkenden Medikamentes an Haut- und Muskelstellen, die direkt mit dem vegetativen Nervensystem verbunden sind, gehört dazu.
Manchmal befindet sich ein System in einer sogenannten „Reflexstarre“ – das System kann nicht mehr in Schwingung gebracht werden -, dann sind mitunter auch kräftige Reize notwendig. In diesem Sinne ist auch das offene Wort zu verstehen, das ich manchmal an Patientinnen und Patienten richte, um auf die Eigenverantwortlichkeit hinzuweisen: es geht darum, in die Lage versetzt zu werden, das eigene System zu verstehen und aktiv darauf einzuwirken. Auch das Fasten ist ein solcher, kräftiger und umstimmender Reiz.
Konventionelle und naturheilkundliche Verfahren schließen sich damit nicht aus, sondern werden in sinnvoller und sich gegenseitig unterstützender Weise miteinander verwoben. Auf Seite der Naturheilkunde werden dabei nur Verfahren angewendet, deren Wirksamkeit klinisch überprüft ist. Auf Seiten der konventionellen Medizin wird diese im Sinne eines „so-viel-wie-nötig“ begrenzt, um nicht durch – meist unnötige – immer feinteiligere Tests den Blick von der Regulation wegzuführen und die Patientin oder den Patienten nicht durch die Nebenwirkungen der Maßnahmen zu gefährden. In der Regel folge ich bei den entsprechenden Verfahren den Leitlinien der entsprechenden Fachgesellschaften.
Ich bin der festen Überzeugung, dass sich mit Hilfe der Integrativen Medizin eine schonende, angepasste und für alle bezahlbare Medizin etablieren lässt. Leider lässt sich die mitunter aufwendige Beratung nicht immer durch die Versichertenpauschale der gesetzlichen Krankenversicherung decken. Ich kann sie dann nur im Rahmen einer Selbstzahlerleistung erbringen, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
Wenn Sie Fragen zu meiner Praxisphilosophie haben, sprechen Sie mich gerne an.